Schmerzen und Schweiss. Einen halben Tag lang. Nach Blutungen erhält Rahel G.* Medikamente, die Wehen auslösen, um den Winzling in ihr ganz hinauszuspülen. Ihr Mann sieht sie leiden, kann aber nichts tun, ausser einfach da zu sein. In der zehnten Woche der Schwangerschaft müssen sie es wieder hergeben: ihr erstes Kind, nach dem sie sich so gesehnt und auf das sie sich so gefreut haben. Ähnlich wie diesem Paar, das sein Baby vor vier Jahren verloren hat, ergeht es vielen Paaren: «Fehlgeburten», weiss Gynäkologe Christoph Aeschbacher, «sind sehr häufig. Sie betreffen über die Hälfte aller Schwangerschaften.» Komme die Menstruation später oder sei sie stärker als gewöhnlich, könne es sich um eine Fehlgeburt
handeln, ohne dass sich eine Frau dessen bewusst sei. «Als am höchsten entwickelter Säuger hat der Mensch eine Chromosomenstruktur, die auf Fehlentwicklungen anfällig ist», erklärt er. «Die Natur entscheidet, ob eine befruchtete Eizelle überlebensfähig ist. Nur die stärksten mit den besten Chancen überleben.» Das Risiko einer Fehlgeburt sinke ab der zwölften Woche der Schwangerschaft indes markant.
Schweizer-Hausapotheke, Ausgabe Dezember/Januar 2014/2015, Marcel Friedli